Auch Kenya wurde im Jahr 2020 nicht von der Covid-19 Pandemie verschont. Das ohnehin schon entbehrungsreiche Leben wurde von einem Tag zum anderen für die meisten Menschen ein einziger Kampf ums überleben.
Obwohl die offizielle Zahl der Infektionen bzw. Erkrankungen wesentlich geringer als in Europa war, wurden Mitte März innerhalb weniger Tage alle Geschäfte, Gastronomie und Schulen geschlossen und streng kontrollierte Ausgangssperren verhängt. Auch das Reisen innerhalb des Landes wurde vollständig untersagt, der Tourismus kam völlig zum Erliegen.
Einerseits käme das sehr unterentwickelte kenianische Gesundheitssystem mit der Bewältigung steigender Anforderungen schnell an seine Grenzen, andererseits entziehen die staatlichen Schutzmaßnahmen den Menschen jede Lebensgrundlage.
Staatliche Unterstützung durch Sozialhilfe, Kurzarbeitergeld, Grundsicherung usw. gibt es in Kenya faktisch nicht. Auf Rücklagen kann hier niemand zurückgreifen. Wer nicht arbeiten kann hat keine Einkünfte und keine Möglichkeit, das überleben ohne fremde Hilfe zu sichern.
Während des Lockdowns haben wir versucht, die größte Not etwas zu lindern. Durch finanzielle Zuwendungen konnten wir die fehlenden Einkünfte zumindest teilweise ausgleichen und somit zumindest die Versorgung mit Lebensmitteln sicherstellen.
Vor der großen Regenzeit im Mai/Juni wurden die umliegenden Felder in Masheheni (etwa 10 acre = ca. 40.000 qm) bestellt. Um die mühselige Arbeit der Vorbereitung für die Bestellung der Felder zu erleichtern, haben wir die Kosten für den Einsatz von Traktoren übernommen.
Weil die alte Lager-Hütte der kommenden Regenzeit sicher nicht standgehalten hätte…
…haben wir diese Hütte für die sichere Lagerung von Saatgut, Geräten und Materialien erneuert.
Das Saatgut für Mais und verschiedene Gemüsesorten sowie Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmittel haben wir zur Verfügung gestellt. Gott sei Dank hat die Regenzeit zu einer guten Ernte im Juli/August verholfen.
Nachdem Corona im März auch Kenya erreichte, wiesen alle Radiostationen und Fernsehsender in kurzen und leicht verständlichen Spots und Cartoons auf die Einhaltung ständiger Hygienemaßnahmen hin und gaben genaue Anleitungen dazu.
Mangels sauberen Wassers wird Hygiene in Kenya oft nur nachlässig betrieben. Dabei kommt Seife aus Kostengründen auch eher selten zum Einsatz.
Um allen Menschen in Mtangani leichten und schnellen Zugang zu Wasser und Seife zu ermöglichen, haben wir zwei “Handwaschstationen“ eingerichtet.
Dabei handelt es sich um Metallgestelle auf denen ein kleiner Wassertank mit Wasserhahn und Seife stehen. So ist es jedem möglich, stets auf saubere Hände zu achten.
Zur weiteren Verbesserung der hygienischen Bedingungen haben wir einen großen Tank angeschafft, der den Dorfbewohnern den Zugang zu sauberem Wasser erleichtert.
Der dortige Brunnen wird seit Jahren über eine Solar-Pumpe betrieben.
Diese Erleichterung schätzen besonders die Frauen und Kinder, deren Aufgabe es in der Regel ist, das Wasser heran zu schleppen. Weil es jetzt über mehrere Wasserhähne zur Verfügung steht, müssen sie das Wasser nicht mehr mühselig mit Behältern aus dem Brunnen ziehen.
Mitte März wurden in Kenya die Schulen geschlossen. Bereits am nächsten Tag begann das staatliche Fernsehen, einen Notunterricht für alle Klassenstufen einzurichten. Die Schulen selbst haben schnell den Unterricht über das Internet angeboten.
Ohne Smartphone bzw. Tablet können die Kinder jedoch nicht an den digitalen Lerneinheiten teilnehmen. Des Weiteren verfügen viele Haushalte auch nicht über einen Stromanschluss.
Unsere Patenkinder haben wir für den Online-Unterricht umgehend mit Smartphones bzw. Tablets ausgestattet.
Darüber hinaus konnten wir unseren Kindern ein qualifiziertes “Home-Schooling“ ermöglichen. Lehrer, die derzeit nicht in der Schule arbeiten können, unterrichten die Kinder zuhause. Diese von uns finanzierte “Tuition“ verhilft den Lehrern zu einem kleinen Einkommen und die Kinder haben Unterstützung bei der Bewältigung des Lernstoffes.
Mitte Oktober öffneten die Grund- und Oberschulen teilweise für die Schüler der Abschlussklassen. Der Termin für die Abschlussexamen wurde auf April 2021 verschoben. Den Kindern soll nun Zeit gegeben werden, den versäumten Lernstoff nachzuholen und sich intensiv auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten.
In den Schulen wird streng auf die vorgeschriebenen Hygiene-Maßnahmen geachtet. Neben regelmäßigem Händewaschen und ständiger überwachung der Körpertemperatur herrscht während des Unterrichts strenge Maskenpflicht für Schüler und Lehrer.
Durch die Schließung der Schulen Mitte März haben sich weitere große Probleme ergeben:
Nicht nur, dass den Kindern die oft einzige Mahlzeit des Tages in der Schule fehlt (weil die Eltern mangels Einkünften nicht für ausreichend Nahrungsmittel sorgen können), sie werden auch häufig noch zur Arbeit auf den Feldern herangezogen.
Insbesondere für Mädchen ist die Schule in der Regel auch ein sicherer Hort vor zudringlichen männlichen Verwandten und Nachbarn. Für materielle Hilfe in der Not verlangen sie nicht selten körperliche Gegenleistungen. Die Zahl der Teenager-Schwangerschaften hat sich in diesem Jahr fast vervierfacht.
Den betroffenen Mädchen bleibt der Rückweg in die Schule meist verwehrt, weil sie sich um ihre Babies kümmern müssen oder, weil die Schulregeln die Teilnahme junger (werdender) Mütter am Unterreicht verbieten.
Die sozialen Ungleichheiten, insbesondere beim Zugang zur Bildung werden durch die Maßnahmen in der Corona-Krise sicher weiter zunehmen.
Wie Ende 2019 angekündigt, haben wir Anfang Januar 2020 auf Forderung des Gesundheitsamtes den Außenbereich der Dispensary gefliest… nicht ahnend, was in diesem Jahr noch auf uns zukommen wird…
Dr. Masha hat die Gesundheitsstation zwischenzeitlich verlassen, weil er aufgrund der Pandemie nun in seiner Heimatregion gebraucht wird. Zum Jahresende hat Dr. Martin die medizinische Versorgung in der Dispensary übernommen
Die medizinische Grundversorgung, bessere Bildungschancen und der Zugang zu sauberem Trinkwasser stehen weiterhin im Fokus unserer Bemühungen.
Ab Mitte Januar sollen die Schulen wieder öffnen. Die Schüler der Abschlussklassen der Grund- und Oberschulen sollen im Präsenzunterricht auf die verschobenen Abschlussprüfungen im März/April vorbereitet werden.
Die Wirtschaft erholt sich nur langsam. Die weiter andauernden nächtlichen Ausgangssperren erschweren nicht nur im Tourismus (der sich ohnehin fast ausschließlich auf lokale Gäste beschränkt) Einkommensmöglichkeiten.
Derzeit sind die Folgen der Covid-19 Pandemie auch in Kenya noch nicht absehbar. Die Entwicklungsfortschritte wurden aber wohl um mindestens fünf Jahre zurückgeworfen.
Es gibt weiter viel zu tun…
Zur Unterstützung kleiner Verbesserungen der Lebensumstände in Kenya helfen uns regelmässige Zahlungen ebenso wie auch viele kleine Einzelspenden.
Wir danken allen Spendern und den Pateneltern auch im Namen der Kinder, die auf diesem Wege Ihre treue Unterstützung erhalten. Mit einer guten Schulbildung geben Sie den Kindern die Möglichkeit, ihr Leben eines Tages selbstbestimmt und ohne Existenznot gestalten zu können.
Leider ist es uns auf absehbare Zeit nicht möglich, persönlich vor Ort zu sein. Die Fortführung unserer Projekte und entsprechende Dokumentation wird weiterhin durch unseren ehrenamtlichen Mitarbeiter vor Ort, Mathias Ponda, sichergestellt.
Um möglichst vielen Menschen unseren Verein mit unseren Projekten näher zu bringen, präsentieren wir uns auf einer eigenen Internetseite unter www.kenya-hilfe-berlin.de .
Dort finden Sie auch ausführliche Informationen zu unseren Schulpatenschaften und über das kenyanische Schulsystem.
Auch diesen Jahresbericht werden wir dort einstellen. Aus Gründen des Datenschutzes werden dort die Namen sowie Fotos unserer Patenkinder nicht veröffentlicht.
Bastian Kirchner danken wir sehr herzlich für die kompetente und ehrenamtliche Gestaltung unserer Webseite.
Alle Spendengelder werden ausschließlich zur Finanzierung unserer Projekte in Kenya eingesetzt und nicht zu Werbezwecken missbraucht.
Anfallende Reisekosten werden von uns selbstverständlich privat getragen.
Allen, die unsere Aktivitäten mit ihren kleinen und großen Spenden unterstützt haben, sagen wir auf diesem Wege unseren ganz herzlichen Dank.
Auch in diesem Jahr hat uns die Firma Kö-Be Klimatechnik GmbH in Berlin großzügig unterstützt.
Sie alle tragen dazu bei, dass wir den Menschen in Kenya zur Seite stehen können.
Gabriele Salim Malumbo (1. Vorsitzende)
Fred Windt (2. Vorsitzender)
Kerstin Schlisser (Kassenprüferin)
Kenya-Hilfe Berlin/Brandenburg e.V.
(gemeinnütziger Verein / non profit Organisation)
Menzelstr. 23/24, 12157 Berlin
Tel.: 0049 3322/ 4220485
Spendenkonto:
Mittelbrandenburgische Sparkasse
BLZ: 160 500 00
Kto: 382 500 4111
IBAN: DE52160500003825004111